Michael G. Fritz

DIE NADELN TRUGEN SCHWER


DIE NADELN TRUGEN SCHWER am Schnee, die Äste ächzten im Wind, der nur ein Hauch war und dennoch pfiff um die Stämme herum wie Wolfsgeheul in der Einsamkeit, auf dass sofort sämtliche Wärme aus mir wich. Wohin ging der Weg, ach was Weg, den hatte ich längst verloren, meinen roten Faden, der mich sicher dorthin führte, wo ich hinmusste. Nun wusste ich’s nicht mehr. Es gab nur ein Ahnen in der weißen, tropfenden Fülle, ein Tasten im aufziehenden Nebel, aus dem das Schackern der Elstern drang, die den Wald vor mir warnten, und dann der längst verloren geglaubte Geruch von Kohlenrauch, den ich sofort als einen meiner Kindheitsgerüche erkannte, mit dem ich endlich zu Hause angelangt war. Ich musste nach Böhmen hineingestapft sein, nach Böhmen, wo sonst roch es noch so heimelig, klang jedes Wort wie ein Lied, hob sich das Ende jedes Satzes bedeutungsschwer in die Höhe und ließ ihn offen.